Romanbesprechung im Juni. Ein Rückblick. 

THE STREET von Ann Petry

"Jede junge schwarze Frau ist ein Flittchen." 

Zitat aus dem Roman 'The Street' von Ann Petry.

Ann Petrys Roman aus den Vierzigerjahren erzählt ein erschreckendes Kapitel aus der Geschichte des rassistischen Amerika. Die Geschichte hat nichts an Aktualität verloren.

Unter den Teilnehmer*innen wird wieder ein Roman verlost.

Projekt Fünf

The Street

Ann Petry 

 „The Street“ erzählt vom strukturellen Rassismus in einer tief gespaltenen US-amerikanischen Gesellschaft. Für diese Verhältnisse steht die 116th Street auf der Upper Westside in Manhattan. 

Als Ann Petry ihr Debüt 1946 veröffentlichte, war es eine Sensation, wurde preisgekrönt und 1,5 Millionen Mal verkauft. Es war der erste Roman einer Afroamerikanerin. Schreibende Frauen waren bis dahin prinzipiell weiß. Und ihre Bücher landeten im Regal in der zweiten Reihe. Hinter den Romanen der weißen Männer.

Als alleinerziehende Mutter kämpft Lutie Johnson unerschütterlich für ihre eigene Würde und darum, ihren kleinen Sohn Bubb inmitten all der Armut, Gewalt und rassistischen Verachtung, die sie umgibt, zu einem anständigen Menschen heranzuziehen. Schauplatz ist die 116th Street auf der Upper Westside in Manhattan. Keiner entrinnt dieser verkommenen Welt, in der Menschen zwangsläufig roh und stumpf und zu kriminellen Verzweiflungstaten hingerissen werden. Lutie ist entschlossen, den Absprung in ein besseres Leben zu schaffen, doch die Niedertracht der Straße und die Bosheit eines menschenverachtenden Systems stellen sich ihr mit aller Macht in den Weg.

 Ann Petry (1908-1997) schrieb 1946 mit ›The Street‹ als erste afroamerikanische Frau einen Bestseller. Ihr Werk umfasst drei Romane, zahlreiche Kurzgeschichten, journalistische Texte und Kinderbücher. 

 In wortgewaltigen Bildern lässt Ann Petry das Leben in der 116ten Straße während des Zweiten Weltkrieges erstehen.. Ein zutiefst berührender Roman, der als erster seiner Zeit die Situation der schwarzen Frau in den Blick genommen hat. Und leider kaum an Aktualität verloren hat.

Unüberwindbare Mauern zwischen Schwarzen und Weißen

Immer wieder lässt Ann Petry ihre Protagonistin die Situation klar durchleuchten: die unüberwindbaren Mauern zwischen Schwarzen und Weißen, die aufmergelnde und auszehrende Situation der schwarzen Frauen, die sich  für wenig Geld für weiße Familien abschinden und darüber ihre eigene kaputt gehen lassen, sich nicht um ihre eigenen Kinder kümmern können. Und die der schwarzen arbeitslosen Männer, denen ihre Würde genommen wird, was nicht selten in Alkoholsucht und Gewalttaten endet. Die Vorurteile gegenüber Schwarzen scheinen bestätigt. Schwarze Frauen sind käuflich. Schwarze Männer sind alkoholsüchtig und gewalttätig.