check your habitus

Wer einen Milieuwechsel, einen Klassenübergang oder einen Bildungsaufstieg hinter sich hat, sitzt ein Leben lang zwischen den Stühlen: Das Herkunftsmilieu ist verlassen, aber nicht verwunden; ein selbstverständliches Zugehörigkeitsgefühl zum Ankunftsmilieu bleibt aus. Zu tief sitzt die erlernte soziale Grammatik, die geprägt ist von einem Mangel an Geld oder Bildung oder beidem.

Gemeinsam gehen wir noch einmal auf die Reise: von den verinnerlichten elterlichen Glaubenssätzen über die Versuche des Mithaltens bis zu Gefühlen von Trauer, Verrat, Scham und Hochstapelei, also all dem, was typisch ist für den „gespaltenen Habitus“ von Aufsteiger*innen. „check your habitus“ versammelt 18 Autor*innen, die ihre verhaltenseigenen Muster überprüfen und ihre Leser*innen dazu einladen, dasselbe zu tun. Wie lebt es sich mit dem lebenslangen Spagat, dieser ewigen Zick-Zack-Bewegung zwischen verschiedenen sozialen Welten und Blickwinkeln?

Das Schlimmste an der Scham sei, „dass man glaubt, man wäre die Einzige, die so empfindet”, hat Annie Ernaux einmal geschrieben. 

Daniela Drösche