Wenn man das Verhältnis von Weißen und Schwarzen in den USA begreifen möchte, muss man neben den Büchern von Ta-Nehisi Coates , dem brillanten Analytiker des amerikanischen Rassismus, den Roman 'Underground Railroad von Colson Whitehead lesen.
'Zwischen mir und der Welt' von Ta-Nehisi Coates werden wir im Juli 2023 besprechen.
Mit schier unerträglicher Präzision erzählt Whitehead hier die Geschichte der Sklaverei. Wie die weißen Herren mit nonchalanter Selbstverständlichkeit ihre Sklavinnen vergewaltigen, den Männern die Zungen abschneiden oder das Geschlechtsteil. Man begreift, wie das weiße Besitzdenken Schwarzen gegenüber als ein unumstößliches Recht angesehen wurde.
Donnerstag 27. April 2023 | 19:00 bis 20:30 Uhr | Anno Domini | Bahnhofstraße 11, 87724 Ottobeuren
Underground Railroad
Colson Whitehead
Colson Whiteheads "Underground Railroad" über Rassismus und Sklaverei im 19. Jahrhundert war 2016 in den USA das Buch der Stunde.
Fast jedes Schulkind in den USA hat schon einmal von der "Underground Railroad" gehört, jener geheimen Infrastruktur aus Pfaden und sicheren Häusern, auf denen, unterstützt oft von weißen Fluchthelfern und Schleusern, afroamerikanische Sklaven in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Weg in die Freiheit fanden.
Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben und Kopfgeldjägern, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit?
Colson Whitehead
Foto © Madeline Whitehead
Colson Whitehead, 1969 in New York geboren, studierte an der Harvard University und arbeitete für die New York Times, Harper's und Granta. Whitehead erhielt den Whiting Writers Award (2000) und den Young Lion's Fiction Award (2002) und war Stipendiat des MacArthur "Genius" Fellowship. Für seinen Roman Underground Railraod wurde er mit dem National Book Award 2016 und dem Pulitzer-Preis 2017 ausgezeichnet. Der Autor lebt in Brooklyn.
Ein historischer Roman, aktueller denn je
Der historische Roman ist hochaktuell. Nur vor dem Hintergrund der Sklaverei lässt sich der heutige Rassismus in den USA wirklich verstehen, der sich über Generationen eingeschrieben hat in die DNA der weißen wie der schwarzen Amerikaner.